Von Zufällen und Hexenhäusern

Ein unvergessliches Treffen in Wittenberg

Erinnerung an vergangene Zeiten

Letzte Woche erhielt ich eine Nachricht von Eva, jener Eva, über die ich vor einigen Jahren einen Artikel geschrieben hatte. Damals übernachtete ich eine Nacht in ihrer Unterkunft im Chiemgau, um nicht in einem Ritt ins Urlaubsziel Kroatien fahren zu müssen.

Sie teilte mir mit, dass sie nach Rügen müsse und einige Zwischenstopps einplane. Einer davon sollte Wittenberg sein. Natürlich willigte ich ein.

Wiedersehen

Der Tag der Ankunft brach an. Nachdem Eva mir ihre Adresse mitgeteilt hatte, machte ich mich am späten Abend auf den Weg, um sie abzuholen und ihr die Stadt zu zeigen. Als ich ankam, wurde ich herzlich empfangen und in ihr unglaublich schönes Zuhause eingeladen, welches sie für die nächsten zwei Nächte bewohnen würde. Ich war sprachlos. Die „Alte Schule“, wie sie es nannte, war ein wahres Juwel. Rustikal, aber zugleich elegant und einladend eingerichtet – ein perfekter Mix aus Luxus und Gemütlichkeit. Die kleinen Produkte aus einheimischer Produktion und Bilder früherer Schulklassen aus diesem Gebäude, runden all die Schönheit perfekt ab. Es ärgerte mich, dass ich meine Kamera nicht dabei hatte. Das musste ich unbedingt nachholen, beschloss ich.

Während ich weiterhin die Räume bewunderte, räusperte sich Eva laut und eine Tür öffnete sich. Ich konnte meinen Augen kaum trauen, als plötzlich Julia, eine alte Freundin, vor mir stand, die ich seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hatte. Früher feierten wir oft zusammen und genossen die düsteren Klänge der „Schwarzen Szene“. Ich war wirklich überrascht und erfreut, sie wiederzusehen. Wir standen lachend da und waren überwältigt von diesem Wiedersehen. Verblüfft fragte ich, wie es zu dieser unerwarteten Zusammenkunft gekommen sei. Eva erwähnte während ihres Treffens mit ihrer Vermieterin Julia nur zufällig meinen Namen, was sie aufhorchen ließ und meinte, „Neeeeeiiin, das gibt´s doch nicht! Was für ein Zufall!“ Es war ein wahrhaft magischer Moment.

Julia war so euphorisch, dass sie uns kurzerhand in ihr „Hexenhaus“ einlud. „Morgen Abend bei mir, okay?“ Spontan willigten wir ein. Anschließend fuhr ich mit Eva in die Stadt und wir gingen im hiesigen Brauhaus etwas Essen. Sie war sehr erstaunt, wie schön Wittenberg ist und welch Geschichte es hat. Ganz neu war ihr, dass sogar Napoleon hier gelebt hatte und es eine Hundertwasserschule gibt.

Im Hexenhaus

Am nächsten Tag holte ich die Chiemgauerin pünktlich ab um Julias Einladung zu folgen. Diesmal hatte ich jedoch meine Kamera dabei und konnte somit vorher noch ein paar Eindrücke der alten Schule samt Umgebung festhalten. Anschließend ging es los.

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Der Weg führte in einen abgelegenen Wald am Rande der Stadt. Schon von Weiten sahen wir ihre Finnhütte, die sie kichernd als ihr kleines „Hexenhäuschen“ bezeichnet. Geparkt, zückte ich sofort meine Kamera und machte ein paar Aufnahmen von ihrem bezaubernden Domizil. Auch Eva kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn man sah, wieviel Liebe und Schweiß sie auch hier investiert hatte, um sich ein solch schönes Zuhause zu schaffen. Freudestrahlend begrüßte Julia ihre Mieterin und mich und erzählte ein wenig darüber, wie es dazu gekommen war, sich hier niederzulassen. Zusammen mit ihrem Mann erschufen sie all diese kleinen Wunder, die ihresgleichen suchen. Sie zeigte uns Bilder der früheren „Alten Schule“. Unglaublich, was sie daraus gemacht haben. Ganze sechs Jahre investierten sie, aber am Ende hat es sich gelohnt. Die fortlaufenden Buchungsanfragen und Bewertungen sprechen eine eindeutige Sprache.

Schließlich betraten wir das Hexenhaus. Natürlich war auch hier alles geschmackvoll eingerichtet. Empfangen wurden wir mit einem Baden-Württembergischen Wein der etwas trockeneren Sorte, sowie einem hervorragenden Mahl, dessen Rezept ich nicht wiedergeben kann. Es waren auf jeden Fall viele Tomaten enthalten. Sie konnte also nicht nur gut kochen, sondern auch zaubern. Gibt es eigentlich etwas, was sie nicht kann? Kaum zu glauben, was dieses Energiebündel schon alles erreicht hat. Ich freute mich sehr für sie und ihre Familie, die sich während unserer Zusammenkunft noch im fernen Bayern aufhielt. Dort leben sie schon eine ganze Weile. Allein das war natürlich schon immens viel Gesprächsstoff für Eva und Julia. Während die beiden von ihren Leben erzählten, versuchte ich hier und da ein paar Momente einzufangen.

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Und so verging der Abend wie im Flug. Schade eigentlich, aber er war so ungezwungen und schön, dass ich ihn hiermit verewigen möchte.

Abschied

Morgen geht es für Eva weiter nach Potsdam, ihren zweiten Zwischenstopp. Sicher wird es dort auch wundervolle Augenblicke geben, aber die Messlatte haben die Wittenberger ganz schön hoch gehängt.

Danke an die beiden Skorpione, Eva und Julia.

PS: Wer sich für eine Unterkunft in Wittenberg interessiert, den kann ich die „Alte Schule“ wirklich ans Herz legen. Hier geht´s zur Website: Link